Jungfrautrohpy Finn – die Geschichte, wie einer den Sieg verschlief

Schreiben muss nicht ich, ich bin punktgleich mit dem Dritten und der kann den Bericht schreiben. Der Flottenchef und der Webmaster wollten mich trotzdem überzeugen, einen Kurzbericht abzugeben – weil ich einfach der Schnellste war und von vorne bis hinten ein bisschen jede Position angeschaut habe. Zum Kurzbericht – einmal mehr habe ich keine Zeit, einen kurzen Bericht zu schreiben – die Weisheit stammt von Goethe und nicht von mir, aber der war eben «auch» ein weiser Mann….

Sonne, Hitze – doofe Mischung nicht nur am Thunersee, aber hier eigentlich besonders. Die Gegenthermik, die Oberwind bringt, spielte, wie in der Vergangenheit schon oft mit fünf bis sieben Knoten mit und wir konnten am Samstag tatsächlich drei Läufe segeln, manchmal sogar hängend, jedenfalls die <80 kilönigen.

Erster Lauf versammelten sich am Luvfass ein paar von links, aus der Mitte und von rechts, man konnte also fast auf jeder Seite nach vorne fahren, nach hinten allerdings auch….Als vierter oben und nur mit 20 Meter Verlust weil der Phippu unbedingt mit dem Baumann noch einen Kaffee in Spiez geniessen wollte, musste ich mir diesen Phippu mal vom Hals schaffen. Das gelang recht gut, rundete unten vor ihm und er rundete als Zweiter. Der Rest war Lehrbuch, langer Schlag nach links, Drehung nehmen, Rückdrehung nehmen, wieder Drehung nehmen und mit ein bisschen mehr Druck als die Konkurrenz zum Luvfass, runter ins Ziel und annehmen, dass 150 Meter Vorsprung auf den zweiten wohl zur guten Gewohnheit wird.

Wurde es nicht, nach einem Superstart wurde ich vom Herr Nydegger aus dem Lee verräumt. So fand man sich im Mittelfeld, versuchte, an diesem Nydegger vorbei zu kommen und verabschiedete sich nach dem Leefass von ihm nach links. Die linke Seite locker gewonnen, das geht immer besser, nur die fünf Finns mindestens 100 Meter vor mir passten nicht ins Bild. Zuvorderst SUI 79, dann eben dieser Tinu Nydegger, Laurent Chapuis, Bruno Schwab und immer wieder der Raemy. Na ja, der sechste Platz war mir sicher, nur der Jens konnte mir den streitig machen. Ich fahre schön mit Zug, wunderbar, wenn er nicht wieder so einen Supervorwind wie der erste fährt, dann ist der 6. für mich i.O. und mit einem 7. kann ich auch noch Leben. Plötzlich kamen da ein paar Helden von hinten, fuhren zwischen dem Moecke und mir hindurch und ich fand mich superschnell auf dem 9. Platz wieder. Von dieser Scene fürchtet sich jeder Segler auf dem Vorwind – Kameraden – ich habe sie erlebt!

Dritter Lauf war taktisch ganz einfach, dem Wälchli nachfahren und schon war man Zweiter. Auf dem Zielboot wurde AP über A gezeigt. Für Bruno Schwab und SUI 57 hiess das Feierabend und das machten sie auch. Es gab also einen Segler, der die zwei fragte, ob nun wirklich fertig sei, und da der Baumann, zu Unrecht als Witzbold bekannt, die Frage bejahte, segelte er zurück zum Start. Merke, den Baumann muss man ernst nehmen.

Sonntag war um sechs Uhr zur Verfügung Wettfahrtleitung. Das kann dann der Baumann nicht mehr ernst nehmen. Es wurde ausgelaufen. Ich will nicht in die Details dieses sehr schönen Laufs gehen, der mir «vermutlich, eventuell und mit einer recht grossen Wahrscheinlichkeit» den Gesamtsieg kostete (und somit einige Herren motivierten, mich zu einem Kurzbericht zu überschnurren). Und dass ich nicht auf die Details eingehen will – der Gentleman schweigt und geniesst und ich war halt während dem vierten Lauf mit Marianne noch im Bett, was solls? Der Wälchli hat gesagt, die Tatsache, dass ich am Sonntag um 6.00 Uhr nicht erschienen bin, sei der absolut sichere Beweis, dass ich nicht in fremden Betten war, denn dann wäre ich anwesend gewesen. Dem schliesse ich mich an, Mann ist mindestens dreissig Jahre älter geworden. Zum fünften Lauf ist soviel zu sagen, dass die erste Kreuz i.O war, auf dem Vorwind der Blutdruck im selben Mass anstieg wie der Wind nachliess, was den Wettfahrtleiter zu einer Abkürzung an der 2. Luvtonne bewog. Der Dominik raste als zweiter Richtung Kander, der Raemy vermass den See mit einem Links- und Rechtsschlag, Laurent düste nach Hilterfingen und weil ich bei so leichtem Wind eh immer eine schlechte Falle mache, entschloss ich mich, die leichten Winddreher in der Mitte zu nehmen. Das brachte zur Überraschung aller und meiner im Besonderen einen grossen Vorsprung bis ins Ziel und der gefühlt erste Laufsieg an einem Sonntag seit rund 25 Jahren. Dominik gewinnt mit 9 Punkten das Gesamte, Zweiter wird der Langschläfer, punktegleich mit Laurent und lediglich einem Punkt Vorsprung auf Peter Scheidegger. Philipp Raemy streicht einen fünften und wird trotzdem nur fünfter und Bruno Schwab streicht einen Sechsten und wird – sechster! War eine enge und spannende Sache, auch wenn sich halt einer zu fest entspannte……

Der grosse Vorteil von zwei Läufen in den Morgenstunden – irgendwann um die Mittagszeit waren die Boote verräumt, die Preise verteilt und die Ehefrauen konnten die müden Helden der Finnszene mit Sonnencreme sonnenbadenfertig machen, denn, man glaubte es nicht, bereits vor dem längsten Tag sind Thunersee und Aare bebadbar.

Kurzberichtschreiber SUI 57 – total entspannt und ausgeschlafen.



Kategorien:Regatta Berichte

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