Noch am Freitagabend erklärt Wetterfee Sandra Boner im SRF Wetterstudio mit reizendem Augenaufschlag, dass der Samstag zum Drachen steigen lassen perfekt sein soll. Es würde im Mittelland einen auffrischenden Westwind geben, mit durchaus kräftigen Böen, dazu Sturm in den Alpen sowie auf den Jurahöhen. Da Romanshorn weder im Jura noch in den Bergen liegt sondern am Bodensee, sind diese Nachrichten vielmehr verheissungsvoll als denn beunruhigend.
Vor Ort allerdings zeigt es sich einmal mehr, dass Aussichten und Realität nicht immer deckungsgleich sein müssen, speziell wenn es ums Wetter geht. Der Bodensee präsentiert sich am Samstag-Vormittag den anreisenden Seglern der Klassen Finn (20), Fireball (13) und Contender (16) zunächst als öde Wasserwüste ohne jedwelche Regung. Nach dem Skippersmeeting geht deshalb erstmal «AP» an Land hoch. Zeit also für das übliche, mehr oder weniger fachliches Geschwätz sowie für Rüedu Baumann zum Boot aufbauen nach einem längerem Aufenthalt im Stau auf der A1 Richtung Norden.
Zum Nachmittag kommt dann doch noch eine leichte Brise auf, die zum Drachen steigen wie von der Wetterfee versprochen wohl längst nicht ausreichen würde, aber für uns Segler im Laufe des Nachmittags zwei Läufe bei sehr unkonstanten Winden mit krassen Drehern und zwischendurch auch mal etwas stärkeren Böen zulässt. Die Wettfahrtleitung mit Chef Daniel Helbling hat dabei wahrlich kein einfaches Spiel, holt aber doch das Maximum aus den Bedingungen heraus. Den ersten Lauf gewinnt der neue Bodensee-Hoffnungsträger Stefan Stäheli der sich übrigens gerade einen Finn gekauft hat, vor Stöckli, Good und Wittich. Der zweite Laufsieg geht an Axel Rimmele vom Nordufer vor Seger, Hüllenkremer und Gregorowicz.
Der Sonntag startet wie der Samstag: Mit Flaute und AP an Land. Wieder reichlich Zeit für nautische Halbwahrheiten und anderen Schnack an Land. Dann geht es überraschend schnell mit plötzlich auffrischendem, ziemlich böigem Wind aus Südwest. Jürg Wittich gewinnt die dritte Wettfahrt überlegen, dahinter Gregorowicz und Good. Rimmele kommt auf Rang 4, Seger auf Rang 5. Die grobe Punkte-Kalkulation in der Pause zwischen den Läufen ergibt, dass es für die vierte und wahrscheinlich letzte Wettfahrt in den vorderen Rängen und im Kampf und den Sieg wohl ziemlich eng werden würde. Obacht und Umsicht ist also angesagt. Der Wind frischt derweil weiter auf, in Böen sind es zwischenzeitlich gegen 20 Knoten, vielleicht sogar mehr.
Im vierten und vermeintlich letzten Lauf zieht Laurent Chapuis vorne weg, ihm auf den Fersen Wittich, Stöckli, Schwab und Good. Ein spezieller Umstand sorgt auf dem letzten Vorwindkurs für reichlich Verwirrung: Die Wettfahrtleitung dampft mit dem Startboot durch das Feld, die Flaggen «AP» und «A» gesetzt, dazu Schallsignale. Dies bewegt einige der Sportsfreunde spontan zum Abdrehen in der fälschlichen Annahme die Wettfahrt sei aus irgendwelchen Gründen abgebrochen. Was natürlich und im Nachgang reflektiert nicht stimmt, denn dafür müsste ja die Flagge «N» gesetzt werden. Dies führt letztlich zu einem wahren Exodus der überwiegenden Anzahl der Finns und Contender in Richtung Hafen. Davon profitieren können die Schlaumeier welche die Flaggen richtig lesen und interpretieren können, allen voran Axel Rimmele der wohlweislich fertig segelt, damit einen fünften Rang streichen kann und so die Serie mit netto 10 Punkten gewinnt. Mit nur einem Punkt Rückstand auf Rimmele folgen auf den weiteren Rängen Jürg Wittich und Michael Good punktgleich.
Was bleibt ist ein herzliches Dankeschön an die Regattaorganisation vom Yachtclub Romanhorn und an das Wettfahrtkomitee unter der Leitung von Daniel Helbling. Und, die besten Genesungswünsche an Hans Fatzer der am Sonntag beim Einwassern von seinem Boot auf der Rampe gestürzt ist und sich dabei die Schulter ausgekugelt hat. Gute Besserung, Hans.
Michael Good / SUI 95

Kategorien:Regatta Berichte
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