Christoph Christen ist der neue Deutsche Meister

Bericht IDM 2023 Reichenau

Soviel ist klar: Die Internationale Deutsche Meisterschaft IDM 2023 auf der Insel Reichenau wird für uns alle lange Zeit in allerbester Erinnerung bleiben. Eingeladen haben die Jollensegler Reichenau JSR, eine kleine und eingeschworene Truppe von Seglern auf der lieblichen Halbinsel im unteren Bodensee nahe Konstanz, die im Wesentlichen über nicht viel mehr verfügen als ein kleines Clubhäuschen und ein Startschiff.

Dafür über umso mehr engagierte Manpower. Alle haben sie angepackt, mit Kind und Kegel, um uns Finnseglern eine Veranstaltung zu bieten die sich gewaschen hat. Heisst: Neopren-Freibier nach dem Einlaufen und jeden Abend feines Essen im Festzelt, selbst zubereitet von den Jollenseglern, ohne Catering oder anderen Schnickschnack. Und dazu zweimal Live-Musik. Einfach nur super-sympathisch. Mit einfachen Mitteln und viel Leidenschaft maximal viel erreicht. Bravo JSR, das macht euch so schnell keiner nach!  

Chef-Organisator Andreas «Bollo» Bollongino dürfte trotzdem die eine oder andere schlaflose Nacht gehabt haben, insbesondere da sich schnell abgezeichnet hat, dass die Teilnehmerzahlen alle Erwartungen sprengen würden. Wohin mit den vielen Booten? Wohin mit den vielen Wohnmobilen und Zelten? Wo parken? Immerhin standen mal rekordverdächtige 146 Teilnehmer auf der Meldeliste. Die Gemeinde Reichenau hat geholfen und viel Platz zur Verfügung gestellt. Und Organisationsgenie Bollo und seine JSR’ler haben’s fein hingewuppt. Niemand hatte Grund zur Klage. Alle waren glücklich und zufrieden mit dem was da war – und das war richtig viel.

Und fast scheint es so als hätten die Jollensegler überdies auch noch den Wind organisiert. Nach langem Regenwetter hat sich pünktlich zum Auftakt der Meisterschaft ein Hoch über dem Norden und gleichzeitig ein Tief über dem Mittelmeer installiert. Heisst: Bisenlage. Schnell war klar, dass uns der frische Nordostwind zumindest über die erste zwei oder drei Tage der Meisterschaft begleiten würde, erst zum Wochenende würde es wohl etwas abgeben.

Briefing am Eröffnungstag (Bild Michael Gubi)

Angereist sind schliesslich 126 Teilnehmer aus sage und schreibe 12 Nationen, darunter auch 17 Schweizer. In Worten: Einhundertsechsundzwangig! Eingeteilt in vier Gruppen werden zunächst sechs Qualifikations-Läufe im Round-Robin-Modus gesegelt. Das heisst: Alle vier Gruppen segeln gegeneinander in zwei Startgruppen, zeitlich versetzt auf einer Bahn. Kein leichtes Unterfangen freilich für das Regattakomitee unter der bewährten Leitung von Christian «Leo» Leonards. Dieses meistert die Aufgabe schlichtweg souverän. Der Wind für die ersten beiden Tage: 10 bis 12 Knoten im Schnitt, mit vielen kleinen Drehern und einigen schmerzhaften Löchern aber auch knackigen Böen bis 20 Knoten oder vielleicht sogar etwas mehr.

Zum Regattageschehen: Mit den Bedingungen gut zurecht kommt unser Christoph Christen (SUI 5), der über die sechs Qualifikations-Läufe eine makellose Serie hinlegt (1/3/2/1/3/1) und einen 3. Platz streichen darf. Besser macht es nur noch der deutsche Jürgen Eiermann (GER 8) mit insgesamt vier Laufsiegen in der Round Robin. Er geht zunächst als Führender in die Finals. Und auch Michael Gubi (AUT 7) aus Österreich kann sich nach der Quali berechtigte Hoffnungen auf einen Platz auf dem Stöckli machen. Die Punkteabstände sind gering, damit zeichnet sich ab dass es im weiteren Verlauf überaus spannend werden würde. Dahinter in Lauerposition: Roman Teply aus Tschechien, der nach langer Segelpause auf dem Finn ein mehr als eindrückliches Comeback hinlegt. Kai Schrader und Peter Ganzert (beide GER) platzieren sich in der Folge und auch Oliver Wirz (SUI 96) segelt stark und konstant und macht seine Ambitionen auf einen Platz in den Top-10 klar.

Für die Finalserie sind dann vier Wettfahrten in zwei Flotten (Gold und Silber) vorgesehen. Christoph Christen zeigt sich nervenstark und beginnt die Finals in der Goldflotte mit einem guten 3. Rang. Allerdings muss er im zweiten Lauf des Tages nach einer verpatzten Startkreuz einen 49. Rang als Streicher hinnehmen, übernimmt aber wieder die Gesamtführung. Eiermann ist jetzt zweiter, Michael Gubi segelt bei einer schwächer werdenden Bise mit zwei Tagessiegen überragend, rückt auf die Führenden auf und geht auf Position 3 in die letzten Wettfahrten. Für alle drei bleibt der Gesamtsieg weiterhin in Griffweite.

Mit einem weiteren Laufsieg macht Christoph Christen am letzten Tag den Sack zu. Eine zweite Wettfahrt bei sterbendem Wind wird von der absolut souverän und mit viel Übersicht handelnden Wettfahrtleitung rechtzeitig abgebrochen. Christen gewinnt also die Internationale Deutsche Meisterschaft – Bravo Christoph! Mit ihm auf dem Podest stehen Gubi auf Silber und Eiermann (der im letzten Rennen mit einem 6. Platz nochmals Punkte holt) auf Bronze. Oliver Wirz (SUI) segelt auch in den Finals sehr stark und weiterhin konstant. So kann der den «Ausrutscher» (Rang 30) im letzten Lauf streichen und beendet die Serie auf dem ausgezeichneten 8. Schlussrang und damit in den Top-10 des Klassements – dickes Bravo auch an Oliver.

Und noch eine Erfolgsmeldung aus Schweizer Sicht: In der Silberflotte gewinnt Jens Möcke die Wertung in den Finals. Peter Kilchenmann kommt auf Rang 2, Dominik Haitz wird 3. Herzliche Gratulation für das SUI-Podium!

Zum Schluss bleibt noch ein grosses Dankeschön – an die Jollensegler Reichenau für eine TOP-Veranstaltung und für zweifellos eine der schönsten Meisterschaften, die ich persönlich jemals gesegelt habe. Ihr Reichenauer seid einfach ganz grosse Klasse…!

Michael Good (SUI 95)

Die Resultate der SUI-Teilnehmer

In der Goldflotte:
1. Christoph Christen
8. Oliver Wirz
20. Michael Good
24. Attila Szabo
25. Dominique Wälchli
30. Jürg Wittich
42. Hans Fatzer
49. Damian Strittmatter
60. Ignaz Stäheli

Christoph Christen, Deutscher Meister 2023

In der Silberflotte
62. Jens Möcke  (Sieger Silberflotte)
63. Peter Kilchenmann
64. Dominik Haitz
78. Bruno Schwab
87. Adrian Schmidlin
91. Gregor Thurnherr
99. Rolf Gonzenbach
117. Zora Sorman

Jens Moecke, Gewinner der Silber Fleet

Die Gesamtwertung 

Fotos der Siegerehrung

Segelimpressionen



Kategorien:Regatta Berichte

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  1. Die Finn IDM aus Schweizer Sicht – Jollensegler Reichenau

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