Capman – regionale Weltklasse auf 557,65 Meter über Meer

Capman Cup, Oberhofen, 13./14.4.2024

Nur eine Regionalregatta, für den Thunersee an einem schönen Frühlingsweekend «eigentlich Null Wind» und trotzdem gibt es doch recht viel zu schreiben. Das fängt natürlich schon mal mit der Geschichte zum Schluss an – wer muss nun von diesem hochwertigen Segelereignis berichten? Dass dies überhaupt ein Thema ist, habe ich mir und meiner laschen Sitzungsführung zuzuschreiben, wo ich den Baumann zu wenig unterstützte und der Miggu Good dann seinen Lotterieantrag durchbrachte und damit mit der seit Jahren bewährten Regel, der zufolge der Dritte zu schreiben hatte, brach. Und natürlich war niemand da, der so eine App hatte und der Wettfahrtleiter musste dann mit einem Würfelspiel den Schreiber festlegen. Da kann sich der Miggu in Mammern schon mal warm anziehen, wenn er dem Baumann begegnet, der ihm mit seinem Elefantengedächtnis ein Hohelied der Traditionen singen wird. Die Würfel haben dann die SUI 13 bestimmt.

Zurück zum Start: Einer kam nicht wegen ein paar Blessuren von einem Skiausflug und der andere musste noch fürs Feldschiessen trainieren, so tummelten sich lediglich 15 Finnsegler auf dem Thunersee, was für eine Regioregatta ja auch nicht schlecht ist. Wobei betont werden muss, dass es sich um eine internationale Regioregatte handelt, Georg Siebeck beehrte uns auch dieses Jahr mit seiner Teilnahme.

Kalte Nacht, schönes Wetter – eigentlich war alles für eine perfekte Thermik vorhanden. Aber Thermik ist weiblich und mit weiblichem ist es so eine Sache, man muss sie nicht verstehen, sondern nur lieben – und wenn sie gekommen wäre, dann hätten wir das auch getan. So entschloss sich der Wettfahrtleiter, vor den Toren des TYC einen Lauf in eine angedeutete Land-Mini-Thermik zu starten. Der RCO arbeitet nun mit den Robo-Bojen und da kann man sehr flexibel einen Lauf auslegen und sogar schnell eine Startlinie bilden. Da uns das heisse Wetter schon weichgekocht hatte, waren wir für diese Abwechslung sogar dankbar. Zur Überraschung aller war dieser Lauf gar nicht so trümmlig, wie er so weit unten im See zu erwarten ist. Jedenfalls waren die drei, die an der Internationalen Finnwoche in Cannes mal den Bergpreis ausmachten, auch hier ganz vorne. Auf dem Vorwind stellten wir dann fest, dass es mit den Robo-Bojen auch so seine Tücken hat – denn im Lee lagen deren zwei und das ist eine zu viel. Der WFL hatte einfach nicht die Möglichkeit, die überzählige in Luft aufzulösen. Es gab drei Möglichkeiten: Die rechte nehmen, die linke runden oder war da plötzlich doch ein (in der Ausschreibung nicht vorgesehenes) Gate? Die vom RCO einigten sich auf die rechte Boje, der links fahrende SUI 57 ebenfalls und so war der Fall für diesen Lauf eigentlich klar – ich komme noch darauf zurück…..

Die zweite Kreuz war dann sehr regulär, Bürgi und Beyeler nach rechts, Wälchli und ich (dank meiner hohen Geschwindigkeitsreserve habe ich zur Spitze aufgeschlossen und schon mal den Baumann verräumt) nach links und der Baumann sehr unentschlossen durch die Mitte. Rechts war gut und links sehr gut. So gewann ich diesen Lauf schon fast souverän vor Dominique Wälchli und Fräne Bürgi.

Der Wind wurde schwächer und somit meine Chancen stärker. Sofort wurde zu einem zweiten Lauf gestartet. Etliche sahen sich vorne, effektiv rundete Hans Stöckli dann als erster. Unmittelbar nach seiner Rundung wurde Flagge S gesetzt, was dann etliche, die des Flaggenalphabets nicht so mächtig sind, so verwirrte, dass sie dann die linke von zwei möglichen Bojen ansteuerten. Der Herr Wälchli, immerhin einer von den vorhin erwähnten Cannes-Cracks, konnte uns Mitsegler in der Führungsgruppe von der Richtigkeit dieser Bojen Wahl überzeugen. In der hinteren Gruppe (weit hinten…..) gab der Baumann (auch einer der Cannes-Truppe) klar zu verstehen, dass es «diskussionslos» die rechte Boje ist – da es im ersten Lauf ja auch die rechte war – eine doch recht bestechende Logik. Leider kriegten wir da vorne das halt nicht mit.

Der Dritte von der Cannes-Truppe, Fräne, hat sich eine eigene Meinung gebildet, halste nach links und jeder, der sich nach ihm richtete, musste der Meinung sein, dass die linke Boje die richtige ist. Dann, als er sich sicher war, dass keiner der fünf vor ihm liegenden noch eine Chance hat, halste er und fuhr leicht luvend und mit einem schissifressendem Grinsen als erster durchs Ziel. Der Baumann hat ab diesem Manöver so gelacht, dass ihm der Beyeler noch den sicheren zweiten Platz wegschnappte….. Fazit: In diesem Lauf wurden die ersten drei Plätze von zwei Wettfahrtleitern und dem aktivsten und besten Bojenleger vom TYC belegt – was da heisst, dass Mithilfe in der Wettfahrtleitung halt auch für die Regattaerfolge förderlich ist. Ich nehme mir fest vor, in Zukunft mehr den Aufrufen zur Mithilfe in Wettfahrtleitungen Folge zu leisten und kann euch das auch nur empfehlen!

So wurde der Abend dann zu einer Lehrstunde in Sachen Wettfahrtleitung, Fräne und Rüedu zerpflückten alle Argumente, wonach der Fehler nur bei der Wettfahrtleitung zu suchen sei und mokierten sich dann noch darüber, dass wir die anderen Unzulänglichkeiten nicht bemerkt haben. Der Wälchli hatte diese Lehrstunde nicht nötig, sein Sohn Dimitri, immerhin vor kurzem bester Schweizer an der Opti WM am Gardasee mit über 1200 Teilnehmer*innen, hat seinem Vater mal die Leviten gelesen, das Wettfahrtregeln Segeln 2021 – 2024 erklärt und das vermutlich noch mit höherer Kompetenz als die der Herren Bürgi und Baumann. Jedenfalls war vielleicht diese Lehrstunde der Grund, dass vom gespendeten Fass der Finnflotte am Sonntag immer noch etwas übrig war und somit auch am Sonntag bei der Rangverkündigung die Weisheiten nicht ganz trocken ausgetauscht werden mussten.

Lange sah es am Sonntag auch nicht so aus, als ob wir noch nennenswertes erleben würden. Sonne pur und absolut kein Wind. Der Wettfahrtleiter gab bekannt, dass er sich um 14.00 Uhr entscheiden würde und allen war klar, dass da nichts mehr geht. Kurz vor dem Abbruch drehten die Stander auf West, in der Pappel fingen sich die Äste zu bewegen und Fräne überzeugte uns und den Wettfahrtleiter zum Auslaufen.

Tatsächlich konnte noch zu einem kleinen «Superlauf mit knapp zwei Beaufort» gestartet werden. Das Niveau bei solchen Verhältnissen ist am Thunersee unverhältnismässig hoch, nebst dem Lauf in Cannes mit dreifacher Thunerseeführung stellt der TYC ja auch das aktuelle Masters WM Sieger Team. Gerade einer aus diesem Weltmeisterschaftsteam, Philippe Raemy, sicherte sich den Bergpreis, dicht gefolgt von Ändu Friederich. Meine Wenigkeit auf dem dritten Platz und hinter mir Hans und Rüedu, die sich nichts schenkten und zwischen deren Boote keine Hand mehr gepasst hätte. Wenn ich dem Rüedu so eine überknappe Leewende gemacht hätte, dann wäre das eine ganz laute Angelegenheit geworden. Aber da der Rüedu eben weiss, dass der Hans den Artikel 44 der am Abend zuvor schon mehrfach zitierten Wettfahrtregeln Segeln kennt und auch anwendet, ging das bei denen ohne jeden Ton von statten. (Spätestens hier merkt jeder und SUI 13 insbesondere, dass da ein Ghostwriter am Werk ist, weil der Peschi keine Ahnung vom Artikel 44 hat, obwohl die Jury auf dem Wasser ihn wegen Verletzung des Artikels 42.2 schon mehrmals zum Anwenden desselbigen genötigt hat). Da die Herren so ruhig blieben, setzte ich meinen Kurs auch ruhig fort, leider in eine von keinem Wetterbericht vorausgesagte Kleinflaute. Ändu konsequent in die andere Richtung, Philippe halb konsequent auch und so ging Ändu als führender auf die zweite Kreuz, gefolgt vom stillen Baumann. Die beiden da vorne liessen sich in Ruhe und jeder segelte seinen Kurs ungestört und das brachte einen schönen Vorsprung, nur der Raemy konnte sich noch leise Hoffnungen machen. Zwar fand nun SUI 57 meine kleine Privatflaute auch noch, Ändu schloss auf und parkierte in derselbigen, so dass die beiden doch noch ein bisschen Nervenflattern geniessen konnten, das leider in einem sicheren Abstand zum Rest vom Feld.

Bumi fuhr durchs Ziel, schaute nach hinten, sah den Fräne auf dem 5. Platz und gab sich mit dem Gesamtzweiten zufrieden. An Land stellte er dann fest, dass der Fräne ganz nervös rumtigerte und jeden fragte, wer Frühstart hat. Keiner vor ihm, das war insofern entscheidend, weil der Wälchli ihn auf der ultralangen Zielkreuz von 50 Meter noch überholte und damit war zwischen dem jungen Bürgi und dem alten Baumann eine Punktegleichheit zugunsten vom Alten entstanden. Demzufolge gewinnt der Capman Cup (wo ist eigentlich der schöne Wanderpreis?) der 66 Jahre und 366 Tage alte Baumann vor Fräne Bürgi und Michu Beyeler, der vierte (ich, der Kiuchi) muss schreiben und der punktegleiche fünfte, Ändu, gönnt das dem schnellsten Segler (also mir, dem Kiuchi) im Feld.

Übrigens, das Honorar für diesen Bericht sind ein paar Stangen Bier (zahlbar), einen Hilterfinger Rosé im TYC bei nächster Gelegenheit (gut, teuer, aber auch zahlbar) und ich muss alles, was hier geschrieben wurde, als wahr und meine Meinung wiedergebend gutheissen (unbezahlbar…..).

Peter Kilchenmann, SUI 13

Schlussrangliste



Kategorien:Regatta Berichte

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