Wenn Aiolos Domino spielt… Training der Finnflotte Bodensee vom 20./21.4.2024

Es schneite auf die klammen Finger der Letzten, die ihren Finn für das Training der Bodenseeflotte in Kreuzlingen vorbereiteten. Doch pünktlich um 13.00 Uhr begrüsste der einladende flotte Chef, der Flottenchef der Finnflotte Bodensee – also der flotte Jürg Wittich – 11 knallharte Männer für viele zum ersten Einwassern im neuen Jahr.

Hans Fatzer, Coach, Bojenleger, strenger Beobachter und aufmerksamer Berater und Tippgeber führte in das Programm ein: «Es isch äbä äso….» begann er die Instruktionen zum Startverfahren in drei(!) Gruppen. So konnte Wettfahrtleiter Dani Helbling zusammen mit zwei jungen Wettfahrtleitern in Ausbildung, Andri und Noah, genug Startverfahren üben.

Erwartet wurde Wasser von oben und unten, gefroren oder einfach kalt. Gekommen ist unerwartet auch Sonnenschein und wenig Wasser von oben. Frieren musste niemand. Zum Wind:  Windgott Aiolos tanzte offensichtlich Lambada. Man konnte sich nicht auf ihn als Richtungsweiser verlassen. Es fühlte sich im Konstanzer Trichter wie in einem Coiffeursalon bei Vollauslastung an. Von überall blies einem allerdings kalter Wind ins Gesicht und natürlich auch ins Segel. Das Wettfahrtleiterteam und der Bojenleger waren während allen vier Kurzregatten und bei der abschliessenden Zweirundenregatta gefordert: Startverschiebungen, Rennabbrüche, Bahnabkürzungen, Luvbojenverschiebungen, Halbwind auf Vorwind und dann Halbwind an der Kreuz. Die vier machten ihren Job hervorragend.

Während die meisten bereits ihr Ankerbier tranken, grillierte der flotte Flottenchef Würste, die dann gemütlich in der Bootshalle gegessen wurden.

Am Sonntagmorgen, pünktlich um neun Uhr, traf man sich wieder. Es hatte zwar etwas geregnet, der angekündigte Schnee liess aber noch auf sich warten. Schnell in die Trockenanzüge, Gummihosen und Schwimmwesten. Einer schlüpfte sogar in seine beheizten Skisocken, was Doping doch schon sehr nahekommt, und Miggel befürchten liess, dass die Welt bald zugrunde gehen würde.

Zügig ging es auf dem Wasser Richtung Startboot. Ohne lang federlesis schickte das Wettfahrleiterteam die acht harten Finnrecken zum ersten Lauf über die bewusst kurze Startlinie. Es ist nicht des Schreibers Sache, über Windrichtungen, Dreher, besonders geschickt gewählte Routen zu berichten. Das überlässt er dem Thuner Ghostwriter. Von hinten sieht man auch nicht so viel. Aber doch interessant ist, dass in der Rangliste auf dem Podest eine Segelnummer in Klammern steht. Der entsprechende Segler realisierte an der Luvmarke ein etwas knappes Manöver, das keinem Protest standhalten würde. Der faire Sportsmann erlegte sich selbst eine Zeitstrafe auf. Er wartete angeblich, bis alle anderen an ihm vorbei waren. Alle? Na ja! Die Hinteren haben von dieser originellen und fast drakonischen Selbstzüchtigung nicht profitieren können.

Der zweite Lauf! Der Wind frischte kräftig auf, so dass unser Jungfinn Daniel Leibacher (oder wie nennt man einen Finnsegler, der es zum ersten Mal tut? Jungfrau ist ja in der ganzen Genderdiskussion bestimmt nicht zulässig.) Vernunft bewies und rechtzeitig ans Land fuhr. Die anderen verflixten Sieben gaben sich die (Wind-)Kante. Start ohne Probleme, eine abwechslungsreiche Kreuz, eine geglückte Rundung der Luvboje und eine Heissa-Fahrt auf Vorwind. Doch dann zeigte sich Aiolos von seiner lausbübischen Seite. Die flotten Jonas Jung und Jürg Wittich hatten bereits die Luvmarke gerundet! Da schickte Aiolos eine Dominoböe los und Schwuppdiwupp kam mir der Spruch an meiner Bürowand in den Sinn: «Scheint die Sonne auf das Schwert, macht der Finnselger etwas verkehrt!» Nur, wo war die Sonne? Alle fünf noch Vorwind-Segler legten wie beim Domino schön nacheinander die Segel ins Wasser – nur vereinzelte Segler nahmen kein Bad im kalten Bodensee. Das Aufrichten ging nicht bei allen gleich gut – und schliesslich gönnte sich Jonas Jung freiwillig ein Bad, um ein in Seenot geratenes Schiff aufzurichten. Herzlichen Dank, Jonas! Aus deinem Holz werden Helden geschnitzt.

Die jungen Wettfahrtleiter drückten danach dreimal die Hupe und hissten Flagge N. Der Juryentscheid, keine Wettfahrt mehr durchzuführen, war in keinem Moment einem Gemotze ausgeliefert.

Dass alle gesund, trocken kann man nicht sagen, und ohne grösseren Materialschäden und Verlusten auswasserten, ist sicher auch Aiolos zu verdanken, der es mit seiner lausbübischen Dominoböe beliess und danach nur noch kräftige, segelbare Winde schickte.

Das Ankerbier wurde dann unter Dach getrunken. Die Szenerie erinnerte an einen Weihnachtsmarkt, denn der Schneefall hatte nun eingesetzt. Auf der Heimfahrt zeigten die schneebedeckten Apfelplantagen unmissverständlich: der Winter ist zurück. Dieser wollte damit aber eigentlich nur sagen: «Die Bodensee-Finnen sind alle harti Siechä!»

Herzlichen Dank allen, die eine Aufgabe übernommen haben, allen, die gekommen sind und Aiolos für seinen Lausbubenstreich, der wohl noch an manchem Finn-Tisch zum Besten und schillernd ausgeschmückt erzählt werden wird.

Rangliste
GER 323
SUI 83
(SUI 95)
SUI 34
SUI 39
SUI 21
SUI 49
SUI 4

Gregor Thurnherr, SUI 49



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